Eigentlich war der Tag gut gelaufen. Während der „Wilden-Frauen-Wettfahrt“ stieg der Puls ab und zu bei ordentlich Schräglage, doch Rita hatte ihr Schiff auch in Böen jenseits der fünf Beaufort fest im Griff.

Eigentlich, so erzählte sie uns später fröhlich, dachte sie sich kurz vor dem Start, als wir aus der Scharfen Lanke rauskamen: „Oh Mist, da musst Du jetzt durch!“ Angesagt waren für den Tag ein dreier Wind, in Böen sechs. Bei fünf Beaufort lag – bis dato - die Grenze für Remolino. Aber ein Zurück kam für Rita nicht in Frage. Früher habe sie bei so viel Wind richtig Angst bekommen, diesmal war sie einfach losgesegelt!

Als Crew verstanden wir uns prima, und wenn man sich aufeinander verlassen kann, dann gibt das ein gutes Gefühl für alle an Bord!  Blieben in der ersten Wettfahrt Groß und Fock gerefft, wurden wir in der zweiten Runde mutiger. Die Fock wurde ausgerollt, wir gewöhnten uns an die ständige Schräglage. Nein, die Schnellsten waren wir nicht, aber raumschots erreichten wir sogar die fünf Knoten Rumpfgeschwindigkeit! Als jeweils letztes Boot (mit einem Yardstick von 120) überquerten wir die Ziellinie. Dabeisein ist alles!

Beschwingt von einem Gläschen Sekt nach der Siegerehrung der WFW traten wir die Heimfahrt an. Die Crew der „Fitz“ mit Susanne, Dagmar und Clodi wurde noch in ihrem Heimathafen abgesetzt, dann machten wir uns auf den Heimweg.

Wir waren uns einig: Es wird nach Hause gesegelt! Hatten wir doch schon die Wettfahrt gut gemeistert, ging es jetzt nur noch zurück zum Spandauer Yachtclub. Also, Segel hoch und los. So weit, so gut. Doch am Ende der Windabdeckung warteten dunkles Wasser und ordentlich Schaumkronen auf uns. Dicht unter Land gab Rita das Kommando, die Fock einzurollen. Ich zog aus Leibeskräften, aber da hatte sich etwas verklemmt, und wir verloren Zeit und vor allem Geschwindigkeit. Wir kamen nicht mehr durch die Wende und wurden in Richtung der Anleger mit den Hausbooten gedrückt. Halbwinds schossen wir zwischen die Stege. Es sind die Momente, in denen das Gehirn automatisch auf Zeitlupe stellt. Man ahnt Schlimmes. Gleich würden wir den nächsten Steg hochkant nehmen! Doch Rita blieb geistesgegenwärtig und legte zwischen den Stegen eine super Wende hin! Es waren Zentimeter. Remolino ging rum und der Bug zeigte wieder zum See. Zwar blieben wir am letzten Dalben seitlich hängen, aber den konnten wir vom Vorschiff greifen und das Schiff abhalten. Edith und ich holten schnell die Segel runter, während Rita den Motor anriss. Wir kamen frei, ganz ohne Schaden!

Alles gut überstanden dachten wir und freuten uns. Rita gab ordentlich Gas, gegenan in Welle und Wind. So ein Außenborder in Vollgas ist laut, aber in diesem Moment beruhigend zu hören. Umso erschrockener waren wir, als er sang- und klanglos seinen Dienst quittierte. Wir trieben. Wir trieben schnell. Diesmal Richtung Land, dorthin, wo es flach wurde. Die Rettung kam mit Blaulicht und war wohl die Jugendmannschaft der DLRG, der Älteste wahrscheinlich gerade 18 Jahre. Wie sie Remolino befestigten, hätten wir besser überprüfen sollen. Nach wenigen Minuten im Schlepp trieben wir schon wieder! Sie hatten uns verloren. Also, das Ganze nochmal von vorn! Diesmal schauten wir genau auf den Palstek, mit dem wir befestigt wurden. Er hielt.

Bis in den Hafen wollte sich Rita dann doch nicht mehr mit Blaulicht schleppen lassen. Sie hatte unterdessen das Benzin aufgefüllt, und so erreichten wir den Spandauer Yacht-Club auf eigenem Schwert!

Bei Windfinder waren die Messdaten für den Tag nachzulesen. Zur Wettfahrt hatten wir Böen zwischen 6 und 7 und am späten Nachmittag sogar bis 8 Beaufort.

Es war eine Feuertaufe für eine mutige Skipperin, eine mutige kleine Yacht und eine Crew, die so zum ersten Mal gemeinsam segelte. Vergessen werden wir das bestimmt so schnell nicht.

Liebe Grüße Rita, Edith und Kirsten